Melodien hören
Wie kann man Melodien, die man hört, nachspielen oder sogar notieren? Darum geht’s in dieser dritten Lektion des Gehörbildungskurses.
Zu diesem Thema findest Du hier ein Einführungsvideo, Übungsvideos mit sechs verschiedenen Schwierigkeitsgraden, kostenlose Downloads mit Übungsaufgaben und eine Vielzahl weiterer Übungen in unserem Bereich Lehrmaterial.
Melodien hören – Die Grundlagen
Info-Box
Empfohlenes Vorwissen
für Melodien hören
Tipp
Im Bereich Downloads kannst Du Dir die Übungsblätter zu den Melodieübungen kostenlos herunterladen.
Melodien hören oder Melodiediktat
Die Übungen und auch Prüfungen, die zum Thema Melodien hören durchgeführt werden, werden häufig auch als Melodiediktat bezeichnet, insbesondere an den Musikhochschulen und Universitäten. Wie der Name schon andeutet, werden bei einem Melodiediktat Melodien vorgespielt, die man dann als Noten aufschreiben muss. Häufig wird jede Melodie zweimal vorgespielt, in manchen Fällen auch dreimal.
Damit Du das Hören von Melodien gut üben kannst, haben wir eine Vielzahl von Melodiediktaten in insgesamt sechs Schwierigkeitsstufen erstellt, die Du hier findest. Die Melodiediktate enthalten MP3-Musikdateien und ein Übungsheft mit Aufgaben und Lösungen. Die Melodien werden jeweils zweimal vorgespielt – natürlich kannst Du sie Dir auch öfter anhören. Deine Lösung kannst Du in das Aufgabenheft eintragen und dann mit der richtigen Lösung vergleichen.
Melodien heraushören – so gehts
Beim Raushören von Melodien kommt es auf zwei wichtige Parameter an: Zum einen auf die Tonhöhenunterschiede zwischen den einzelnen Tönen, also die Intervalle, und zum anderen auf den Rhythmus der Melodie. Die ersten zwei Lektionen des Gehörbildungskurses befassen sich mit diesen zwei Parametern. Falls Du das noch nicht gemacht hast, empfehlen wir, dass Du Dir zunächst diese beiden Themen anschaust, weil sie eine wichtige Grundlage für das Thema Melodien hören sind. Die Links zu den Themen findest Du in der Infobox oben auf dieser Seite.
In diesem Kapitel geht es darum, wie man diese Komponenten zusammensetzt und somit Melodien raushören kann. Am Ende zeigen wir Dir dann noch ein paar Tricks, mit denen Du das Melodien hören vereinfachen kannst.
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Melodien hören – wie anfangen?
Natürlich gibt es viele verschiedene Ansätze das Melodien hören zu lernen, aber bei allen Ansätzen kommt es vor allem darauf an, immer wieder zu üben. Wir zeigen Dir hier einige Dinge, die Dir das Üben vereinfachen. Zusätzlich gibt es dann auch Übungsvideos mit verschiedenen Melodien auf dieser Seite, die Du dann raushören kannst. Wie bei den ersten beiden Lektionen des Gehörbildungskurses gibt es auch hier sechs verschiedene Level, das erklären wir weiter unten.
Auch bei Melodien ist es, wie in den vorherigen Lektionen, wichtig, dass Du zuerst ein gutes Gefühl für die Melodien bekommst. Bei Intervallen haben wir das erreicht, indem die Intervalle zuerst gesungen wurden und beim Rhythmus half es, den Rhythmus erstmal vom Blatt zu klatschen. Genauso ist es auch bei Melodien. Wenn Du die vom Blatt singen kannst, wird es Dir super leicht fallen, sie rauszuhören.
Bevor Du das aber lernst, ist es überhaupt erstmal wichtig, Melodien nachsingen zu können. Übe also als erstes kurze Melodien selbst nachzusingen. Damit trainierst Du Dein musikalisches Gedächtnis und bekommst ein Gefühl für die Tonhöhen und den Rhythmus. Dabei geht’s natürlich nicht darum, dass Du wie der nächste Superstar klingst, Hauptsache Du triffst die Töne einigermaßen.
Der Startpunkt
Als erstes ist es wichtig einen Startpunkt zu finden. Wenn Du in Deiner Freizeit ein Stück raushörst, musst Du entweder die Tonart, wenn es eine tonale oder modale Melodie ist, oder aber den ersten Ton herausfinden. Bei Aufgaben in Eignungsprüfungen oder Tests ist immer entweder der erste Ton, oder aber die Tonart angegeben.
Wenn nur die Tonart angegeben ist, ist es etwas schwieriger, aber nicht unmöglich. Dazu brauchst Du dann ein gutes Grundtongefühl, da kommen wir später zu.
Wie kann man aber den ersten Ton einer Melodie herausfinden, wenn man ein Stück einfach so in seiner Freizeit hört und nichts vorgeben ist? Da gibt’s einen einfachen Trick: Du hörst Dir das Stück an und singst den ersten Ton der Melodie nach, dann gehst Du ans Klavier oder an ein anderes Instrument Deiner Wahl und spielst so lange verschiedene Töne, bis Du den richtigen gefunden hast.
Wie geht es weiter?
Jetzt kann man natürlich Ton für Ton die Intervalle raushören, wie wir das in der ersten Lektion beschrieben haben. Das ist auf jeden Fall auch sehr hilfreich, wenn man die Intervalle so schnell und sicher heraushören kann, aber es gibt noch zusätzliche Dinge, die man üben kann.
Melodien bestehen nämlich nicht nur aus einzelnen Tönen, sondern häufig aus sinnvollen Verbindungen von Tönen, sogenannten Motive. Motive sind kleine sinnvolle Abschnitte, in die man eine Melodie unterteilen kann.
Nehmen wir zum Beispiel mal die Melodie von Bruder Jakob. Wenn Du das Lied singst, stellst Du fest, dass die Melodiephrase „Bruder Jakob“ zweimal hintereinander mit den selben Tönen gesungen wird. Wenn wir das jetzt direkt erkannt haben, müssen wir nicht noch einmal die Intervalle zwischen den Tönen raushören, wir können einfach die vorherigen Noten abschreiben. So ist in diesem Fall das gesamte Stück aufgebaut, jedes Motiv wird zweimal hintereinander gespielt. Wenn wir das erkennen, haben wir uns in diesem Fall schon mal die Hälfte der Arbeit gespart.
So können wir uns beim ersten Hören darauf konzentrieren, ob gewisse Motive mehrfach vorkommen, ob sie vielleicht in ähnlicher Form vorkommen usw.. Dieses Analysieren der Melodien hilft uns dabei, viel gezielter hinzuhören.
Muster wiedererkennen hilft
Nehmen wir ein anderes Beispiel. Die Melodie von Hänsel und Gretel, die Du sicherlich auch kennst. Hier kommen die Motive nicht direkt hintereinander, sondern es wechseln sich immer zwei Motive ab. Die Melodie auf den Textabschnitt „Hänsel und Gretel“ ist die gleiche wie beim Textabschnitt „Es war so finster“ (Motiv A). Das Motiv B wird zu den Textabschnitten „verirrten sich im Wald“ und „und auch so bitter kalt“ gesungen (Motiv B). Wenn Du das Lied singst, wirst Du diese beiden Motive wiedererkennen.
Falls Du noch mehr solcher Motivverarbeitungen kennenlernen willst, schau Dir am besten das Video zum Thema Melodien schreiben an, das findest Du hier.
Außerdem hilft es, wenn man typische Motive kennt. Ganz häufig findet man zum Beispiel gebrochene Drei- oder Vierklänge, zum Beispiel in Haydns Sinfonie mit dem Paukenschlag. Da haben wir zuerst einen C-Dur Dreiklang aufwärts gespielt und dann einen G-Dur-7 Akkord abwärtsgespielt, jeder Ton wird jeweils zweimal angespielt.
Je mehr solcher typischen Motive Du sofort erkennst, desto einfach wird das Raushören von Melodien, weil Du nicht mehr einzelne Töne hören musst, sondern mehr im größeren Zusammenhang erkennst.
Den Grundton herausfinden
Wenn wir davon ausgehen, dass die Melodien diatonisch sind, also dass sie in einer Moll- oder Dur-Tonart bleiben, dann hilft es, ein Gefühl für den Grundton zu bekommen. Das ist auch eine wesentlich effizientere Methode, um tonale Melodien herauszuhören. Dafür muss man allerdings sehr viel üben und auch viel Singen, aber wenn man das verinnerlicht, lohnt sich das enorm, man wird sofort viel viel sicherer, nicht nur im Raushören von Melodien.
Tipps und Tricks
1.Rhythmus
Bei rhythmisch besonders schwierigen Melodien kann es hilfreich sein, sich erst nur auf den Rhythmus und danach nur auf die Tonhöhen zu konzentrieren. Typischerweise kann man selbst in Eignungsprüfungen Melodien mindestens zwei Mal hören, bevor man sie aufschreiben muss. Deswegen ist es sinnvoll, beim ersten Anhören nur auf den Rhythmus und beim zweiten Anhören nur auf die Intervalle, also die Abstände zwischen den Tönen zu hören.
Wie man den Rhythmus heraus hört, wird in der 2. Lektion erklärt, hier ist jetzt nur die schwierige Aufgabe, die Tonhöhe gedanklich erstmal auszublenden. Beim ersten Anhören notierst Du also nur den Rhythmus. Beim zweiten Anhören konzentrierst Du Dich dann auf die Tonhöhe.
2. Musikalisches Gedächtnis
Wenn man in einer Prüfung die Melodie nur 2 oder 3 Mal hören darf: Wichtig ist es, ein musikalisches Gedächtnis aufzubauen. Wie macht man das? Übung. Versuche Dir neue Melodien anzuhören und diese möglichst schnell nachzusingen. Je schneller das nachsingen klappt und je seltener Du eine neue Melodie anhören musst, bevor Du sie singen kannst, desto besser wirst Du auch Melodien raushören können.
3. Melodien notieren
Übe Melodien aus dem Kopf zu notieren. Bevor Du Hörübungen machst, nimm erstmal einfache Melodien, zum Beispiel von Volksliedern, die Du gut im Kopf hast und versuche diese aufzuschreiben. Dabei trainierst Du dann die Noten von Deinem musikalischen Gedächtnis aufs Papier zu übertragen.
Zudem hilft es, wenn man Noten und weitere Notationssymbole schnell notieren kann. Wie das mit vereinfachter Notenschrift geht, zeigen wir in zwei Videos, die Du hier findest. Die Tabellen mit allen wichtigen Notationssymbolen findest Du hier.
Melodien Hörübungen
In dieser Rubrik findest Du Übungsvideos, die dir helfen, Schritt für Schritt das Erkennen von Melodien zu erlernen.
Gehörbildung Melodiediktat Level 1
- Schwierigkeitsstufe 1
- Sekundschritte, halbe und ganze Noten
Gehörbildung Melodiediktat Level 2
- Schwierigkeitsstufe 2
- Sekundschritte, Terz- und Quartsprünge
Gehörbildung Melodiediktat Level 3
- Schwierigkeitsstufe 3
- Mit Achtelnoten
Gehörbildung Melodiediktat Level 4
- Schwierigkeitsstufe 4
- Acht Takte pro Melodie
Gehörbildung Melodiediktat Level 5
- Schwierigkeitsstufe 5
- Acht Takte mit Achtelnoten
Gehörbildung Melodiediktat Level 6
- Schwierigkeitsstufe 6
- Acht Takte mit Sechzehntelnoten
Hinweise zu den Melodieübungen
Zu Beginn jeder Übung wird eine Kadenz gespielt, wenn die Tonart wechselt. Jede Melodie wird zweimal mit einer kurzen Pause vorgespielt. Bei den ersten Schwierigkeitsstufen ist der Anfangston vorgegeben.
Nach einer kurzen Pause wird die Lösung gezeigt. Falls Du noch Zeit zum Notieren benötigst, kannst Du das Video einfach stoppen.